Sie gönnen sich ein heißes Bad, eine Massage oder ein ganzes Wellnesswochenende, aber so richtig erholt fühlen Sie sich danach nicht? Das liegt möglicherweise daran, dass Ihr Körper es einfach nicht schafft, zu entspannen und in die Regeneration zu kommen. Schuld dafür ist ein eher unbekannter Akteur in unserem Körper: der Vagusnerv.
Was genau ist der Vagusnerv und was ist seine Aufgabe?
Der Vagusnerv ist der längste Hirnnerv des Körpers. Er verbindet Gehirn, Herz, Lunge und Verdauungstrakt und spielt eine zentrale Rolle in dem Teil des Nervensystems, das alles steuert, was unbewusst abläuft: Atmung, Puls, Verdauung, Hormonregulation und eben auch die Erholung. Er ist zuständig für den sogenannten Parasympathikus, also den Teil des Nervensystems, der für Ruhe und Regeneration sorgt. Nur wenn dieser aktiviert ist, kann der Körper sich wirklich entspannen. Das zeigt sich daran, dass der Puls sinkt, die Atmung tiefer wird, das Immunsystem gut funktioniert und die Verdauung normal läuft. Das Problem aber ist, dass viele Menschen dauerhaft im Sympathikusmodus leben, also in einer Art inneren Alarmzustands. Stress, Zeitdruck, Informationsflut und ständige Reize sorgen dafür, dass der Vagusnerv seine Arbeit gar nicht mehr machen kann. Und ohne ihn bleibt selbst der schönste Wellnessurlaub ohne nachhaltige Erholung.

Warum klassische Wellness nicht immer wirkt
Vielleicht kennen Sie das Gefühl: Sie gönnen sich etwas, das eigentlich guttun sollte, aber es erreicht Sie nicht wirklich. Die Gedanken kreisen weiter, der Körper bleibt angespannt, Sie sind müde, aber kommen einfach nicht zur Ruhe. Das kann daran liegen, dass nicht jede Form der Entspannung das Nervensystem gleichermaßen anspricht. Es reicht nicht, etwas Entspannendes zu machen. Entscheidend ist, dass der Vagusnerv stimuliert wird.

Wie lässt sich der Vagusnerv aktivieren?
Es gibt verschiedene Methoden, die einfach sind, aber eine erstaunlich große Wirkung haben können. Dafür benötigen Sie keine Hilfsmittel und müssen auch nichts lernen. Alles, was der Vagusnerv mag, können Sie sofort hier und jetzt umsetzen.
Tiefe Atmung:
Langsames, bewusstes Atmen in den Bauchraum aktiviert das Zwerchfell und damit direkt den Vagusnerv. Schon wenige Minuten täglich können helfen, das Nervensystem in Balance zu bringen.
Kältereize:
Kurze kalte Duschen, kalte Gesichtswäsche oder (für Fortgeschrittene) ein Bad in einem kalten See können den Vagusnerv stimulieren. Wichtig ist hier: langsam herantasten, nie ins Extreme gehen.


Summen und Tönen:
Der Vagusnerv verläuft durch den Kehlkopf. Deshalb können Töne wie Summen, Brummen oder Singen ihn über Vibration aktivieren. Das ist einer der Gründe, warum Meditation mit Klang (zum Beispiel „Om“) eine beruhigende Wirkung haben kann.
Soziale Nähe:
Sich gehalten fühlen, zum Beispiel durch ein gutes Gespräch, eine Umarmung oder Augenkontakt, kann ebenfalls vagusaktivierend wirken. Nähe, die Sicherheit vermittelt, beruhigt nicht nur das Herz, sondern auch das Nervensystem.


Auch Sie können tief entspannen und regenerieren
Wenn klassische Wellness bei Ihnen nicht wirkt, heißt das nicht, dass es für Sie keine Möglichkeit gäbe, tief zu entspannen, abzuschalten und neue Energie zu tanken. Möglicherweise braucht Ihr Nervensystem einfach andere Impulse, vielleicht feinere, vielleicht direktere. Statt nur auf äußere Reize wie Duft, Wärme oder Musik zu setzen, lohnt sich die Frage: Was bringt meinen Körper in einen Zustand, in dem er überhaupt regenerieren kann? Denn echte Erholung ist nicht einfach ein Zustand von nichts tun, sondern ein aktives Zur-Ruhe-Kommen auf allen Ebenen. Und dafür ist der Vagusnerv unerlässlich.

Fazit: Der Vagusnerv lässt sich durch regelmäßige, kleine Impulse trainieren. Je häufiger Sie ihn ansprechen, desto leichter gelingt der Wechsel vom Stressmodus in die Regeneration. Das bedeutet: bessere Schlafqualität, stabilere Stimmung, mehr Energie und ein gestärktes Immunsystem. Wellness, die das Nervensystem berücksichtigt, ist nicht luxuriös, sondern notwendig. Ruhe ist keine Belohnung nach der Arbeit, sondern die Grundlage dafür, dass Körper und Geist langfristig gesund bleiben.

